Alpentrails in Moab – Realität oder Fatamorgana?

Geyser Pass, La Sal Mountains, hier wirft uns Kristi vom Coyote Shuttle aus ihrem pinkfarbenen VW-Bus. Hier sieht nix mehr, aber auch gar nix mehr nach Moab, Wüste, rotem Sand oder Slickrock aus. Auch die Temperaturen passen nicht mehr, wahrscheinlich gerade mal zweistellig, so sehr haben wir lange nicht mehr gefroren.
Was bisher geschah:
5:30 Uhr
Das inzwischen ungewohnte Geräusch eines Weckers reißt uns aus dem Schlaf. Wir quälen uns mühsam aus dem Bett, essen brav unser Müsli und schlüpfen in die Bike-Klamotten.
6:30 Uhr
Wie am Vorabend per SMS mit Kristi ausgemacht, treffen wir uns am „Chile Pepper Bike Shop“ in Moab, laden bei bereits über 20°C die Bikes auf das Dach des VW Busses und fahren gemeinsam mit Nic und einer 4-köpfigen Familie aus Montreal in die La Sal Mountains.
7:30 Uhr
Nach einer halben Ewigkeit auf einer Schotterstraße und einer beinahen Kollosion mit einem leicht verwirrtem Bullen, der wahrscheinlich um diese Uhrzeit noch nie von einem pinkfarbenen VW Bus gestört wurde, erreichen wir den Geyser Pass. Auf knapp 3.200 Metern bei nur noch 10°C laden wir die Bikes ab und erhalten wertvolle Tipps zum „Whole Enchilada Trail“, der uns über verschiedene Vegetationszonen hinweg bis nach Moab zurück bringen wird.

8:00 Uhr
Wir starten in das Singeltrail-Abenteuer in ungewohnt gewohnter Alpenkulisse: saftig grüne Wiesen, dichte Wälder und klare Gebirgsflüsse. Ein krasser Gegensatz zur trockenen roten Felslandschaft nur 50 Kilometer weiter in Moab.

Der „Whole Enchilda Trail“ besteht insgesamt aus 6 aneinander geketteten Trails. Los geht’s am Geyser Pass mit einer kurzen aber extrem kalten Schotterwegabfahrt bis zum Burro Pass Trailhead. Von hier aus geht es einige Kilometern bösartig auf Singletrail bergauf zum Burro Pass, der auf knapp 3.600 Meter liegt. Der gleichnahmige Trail führt gespickt mit engen Spitzkehren, sich abwechselnden Geröll- und Wurzelpassagen sowie kleineren Flussdurchquerungen überwiegend bergab. Vorbei am idyllisch gelegenen Warner Lake Campground (den unser mobiles Ferienhaus auf Grund der Straßenbeschaffenheit leider nicht erreichen kann) und vielen eher überrascht schauenden Kühen verlassen wir den Wald.

Nach einem weiteren nicht sehr freundlichen Uphill-Trail werden wir mit einem flowigen Wiesentrail und viel Panorama belohnt. Dieser Abschnitt ist der „Hazzard County Trail“. Im Anschluss erreichen wir den „Kokopelli Trail“, eine sandige Schotterstraße der wir nur kurz folgen. Der gesamte Kokopelli Trail ist über 142 Meilen lang und verbindet Moab und Fruita miteinander. Jetzt kommen die ersten Sahnestückchen, vor dem „turtle fence“ müssen wir rechts auf den „Upper Porcupine Singletrack (UPS)“ abbiegen. Dieser sinnlose ca. 15 cm hohe Zaun wurde uns von Kristi als wichtiger Wegpunkt angepriesen. Dem UPS folgt der „Lower Porcupine Singletrack (LPS)“. Beide Abschnitte gehen überwiegend auf Slickrock immer an der Plateau-Kante zum Castle Valley entlang. Unten im Tal stehen markant der Priester- & Nonnenfelsen, deren Anblick jedoch nur bei einer Pause zu empfehlen ist. Während der Fahrt gilt jegliche Konzentration dem Trail.

Last but not least folgt der „Porcupine Rim Trail“, neben UPS und LPS eindeutig das Highlight der gesamten Tour. Was hier passiert, muss man eigentlich selbst erleben. Fahrer, Federgabel und Dämpfer werden auf den letzten 16 Kilometern noch einmal ordentlich gefordert. Zunächst geht es entlang der Jeep-Road mehrheitlich bergab, jedoch kommen ununterbrochen Gegenanstiege, die die letzten Körner aufbrauchen. Die Fahrt auf einer Jeep-Road klingt erst mal nicht sehr spektakulär, trotz des breiten Weges steht die Suche nach der fahrbaren Linie im Vordergrund. Mittlerweile steht die Sonne im Zenit und wir haben 35°C im Schatten (den es hier nicht wirklich gibt!). Kleine Büsche umgeben von Sand und Steinen, viel mehr gibt die Vegetation nicht mehr her. Richtig flüssig fährt sich das nicht, eher unfassbar ruppig, aber genau deshalb einzigartig. Gut durchgeschüttelt kommen wir an der Wendeplatte an, bei der sich die Jeep-Road in einen Singletrail wandelt.

Ab hier ist der Weg nur noch für Mountainbiker und Hiker gedacht. Der Purcupine Rim Trail führt uns auf den letzten vier Kilometern noch einmal traumhaft an der oberen Kante eines Canyons entlang. Da diese Sektion der ca. 50 Meter tiefen Abbruchkante in den Canyon teilweise gefährlich nahe kommt, muss noch mal alle Konzentration aufgebracht werden – davon ist allerdings nicht mehr richtig viel übrig.

Letztendlich spuckt uns der Trail am Highway 128 direkt neben dem Colorado River aus. Von hieraus müssen wir die letzten 7 Kilometer auf dem neuen (noch nicht ganz fertig gebauten) frisch geteerten Radweg bis nach Moab zurücklegen. Der Boden strahlt von unten mindestens genauso viel Wärme ab wie die Sonne von oben. Bei gefühlten 40°C pedalieren wir die letzten Kilometer bis zu ZAK’s Pizzeria. Hier nutzen wir den „free refill“ voll aus und lassen das Erlebte bei „all you can eat“ Pizza Revue passieren.

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